Die Zeichnungen nehmen im Werk von Erich Steininger vor allem eine das Hauptmedium Holzschnitt begleitende Funktion ein. Stilistisch entsprechen sie den Phasen von Steiningers Bildern im Hochdruckverfahren, beginnen figurativ und landschaftlich expressionistisch und wechseln dann ins abstrakt Strukturelle 

Zeichnung und Monotypie 

Durch die Zeichnung gewann Erich Steininger für den Holzschnitt eine gewisse Spontaneität und Dynamik, ist ja die zu bearbeitende Holzplatte für den Hochdruck ein widerständiges Material.

In den 1970er- und 1980er-Jahren ist der Grafitstift das bestimmende Zeicheninstrument, der den Blättern eine schillernd fettige Oberfläche verleiht. Mit schwungvollen Schraffuren bearbeitet Steininger das Blatt, definiert massive menschliche Körper in ausdrucksstarken Gebärden sowie archaische Tische und bewegte Waldviertler Landschaften. Mit Nadel und Radiergummi reißt der Künstler das gleißende Weiß aus dem übermächtigen Dunkel. In solch grafitschwarzen Räumen schweben auch fragmentierte Körper wie hölzerne Gliederpuppen, schematisiert, aber dennoch voll expressivem Geist.

Die Fragmentierung der Figur sowie die freien, unmittelbar gesetzten Striche der Landschaftszeichnungen führen schlussendlich in die abstrahierte Kunst, verlassen den imaginären Raum und fixieren die Bildfläche. Ende der 1980er-Jahre setzt der Künstler erstmals Sepia-Tusche und Asphaltlack ein, tropft und schüttet die Spuren mit Feder und Pinsel auf das saugfähige Büttenpapier. Figur und Landschaft lösen sich in einem informellen Netz-Kosmos auf.

Mitte der 1990er-Jahre gewinnt das Skripturale an Bedeutung. Zeichenhafte Kürzel übersäen gleichmäßig die Bildfläche. Wie auch im Holzschnitt zu dieser Zeit setzt Steininger die Farbe ein, und agiert wie ein Drucker. Pro Farbe wird eine Bildebene definiert, die ein teppichartig verflochtenes System ergibt. Zum Beispiel braune Sepia, Deckweiß und rote Tusche.

Ende der 1990er-Jahren ist die Grafitzeichnung wieder präsent und mit ihr die gezogene Linie, die Figur und Landschaft strukturell andeutet, zumeist auf dünnem Transparentpapier geschaffen mit verwischtem schimmerndem Ton. Satte schwarze Zonen korrespondieren mit gleißenden Lichtern; apokalyptische Landschaftsstimmungen entstehen, sowie tektonische Konstruktionen, die an utopisch-psychische Innenräume à la Piranesis Carceri denken lassen.

In den 2000er-Jahren gesellt sich mehr Licht und Farbe hinzu, sowie der menschliche Körper der lustvoll mit dem Kreidestift auf das Papier gesetzt wird. Die ornamentale Tapetenwalze markiert dann so manche großformatige Blätter mit floralen Girlanden, eingetaucht in das tiefe Tuschemeer. In den letzten Jahren seiner künstlerischen Tätigkeit hat sich Erich Steininger der Monotypie gewidmet, einem Unikat-Druckverfahren. Zumeist sind dunkle Blätter entstanden mit feurig rot-orangem züngelnden Spuren, die einen Hauch von fleischlicher Körperlichkeit in das unendlich kosmische Dunkel verströmen.

o.T.

o.T.

2000, Grafit, 50 x 40 cm

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o.T.

2006, Ölkreide, 100 x 70 cm